528 Xxiv. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland.
herbeigerufen sind, um die Universität aus den Händen protestantischer
Lehrer zu retten. Um dieselbe Zeit fassen sie auch in Ingolstadt
festen Fuß. Und von diesen drei Mittelpunkten aus verbreiten sie
sich nun mit unglaublicher Geschwindigkeit nach allen Seiten. Noch
nicht zwei Jahrzehende später haben sie Oestreich, Ungarn, Mähren,
Böhmen, haben sie Bayern, Tirol, Franken und Schwaben, haben sie
die Ufer des Rheins und der Mosel mit ihren Collegien, ihren la-
teinischen Schulen, ihren Kinderlehren, ihren Katechismen erfüllt. Pro-
testanten sah man ihre Kinder aus evangelischen Schulen zurücknehmen
und sie in die Jesuiten sch ulen bringen. Denn das mußte man
ihnen lassen, sie wußten die Kinder vorwärts zu bringen, ihnen Lust
zum Lernen einzuflößen, sie in guter Zucht zu halten, aber auch zu-
gleich sie von Kopf bis zu Fuß mit römischen, mit jesuitischen Ge-
danken, Anschauungen, Meinungen, Vorsätzen zu erfüllen. Und wie
wußten sie auf die Bischöfe, auf die Fürsten einzuwirken! Herzog
Albrech t von Bayern war geraume Zeit dem Protestantismus per-
sönlich zugethan, der größte Theil seiner Unterthanen war evangelisch.
Unter den Händen der Jesuiten ist er der entschiedenste, rücksichtsloseste
Römling geworden. So weit sein Arm reichte, unterdrückte er jede
protestantische Regung; in der ganzen Schärfe, wie eben vorher in
Italien ward auch in Bayern der katholische Gottesdienst wieder her-
gestellt. Alles, was noch von katholischen Fürsten in Deutschland war,
schloß sich an den mächtigen Bayernherzog an. Der Papst war über-
all mit gutem Rath, mit Gunstbezeugungen und Reizung zum wei-
tern Vorgehen bei der Hand. Fortan zeigte sich wieder auf den
Reichstagen eine fest geschlossene römische Partei, die den Protestan-
ten in allen kirchlichen Fragen den nachhaltigsten Widerstand leistete.
Und wo die weltlichen Fürsten vorschritten, wie hätten da die geist-
lichen Zurückbleiben sollen? Die Erzbischöfe von Tri er und Mainz,
der Abt von Fulda begannen alle ihre protestantischen Unterthanen
aus dem Lande zu jagen. Im Herzen Deutschlands das Eichsseid,
es war ganz evangelisch gewesen, jetzt wurde es vollständig zum Ka-
tholicismuö zurückgebracht. In der Erzdiöcese Köln hatte das Evan-
gelium unter dem Erzbischof Gebhard Truchseß schon fast den Sieg
in Händen; es schien, als würde das geistliche Kurfürstenthum bald
in ein weltliches protestantisches verwandelt werden. Ganz West-
phalen wäre in diese Umwandlung mit hineingezogen; aus den
Bisthümern Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim hätte
sich ein protestantisches Herzogthum gebildet. In Franken gingen
die Bischöfe von Würzburg und Bamberg mit gleichen Gedanken um.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
493 Xxiii. §.5. Hemmungen und Spaltungen in Deutschland und drr Schweiz.
sie bezogen einen großen Theil der päpstlichen Gefälle. So setzte sich
hier im südlichen Deutschland ein böser Kern fest, an welchen später
Alles, was aus Eigennutz oder Ueberzeugung von der reformatorischen
Bewegung zurücktrat, sich angelehnt hat. Und eben jetzt war über
alle Freunde der evangelischen Predigt eine große Sichtung ergangen.
So wie das Licht der Wahrheit aufgegangen war, trat auch jener
gluthrothe Schein aus der Finsterniß hervor, den wir unter dem wahn-
witzigen Rufe nach Freiheit und Gleichheit in immer drohenderer Breite
und mit verzehrenderen Kräften auch durch unsere Zeit wandeln sehen.
Schon längst hatten die Bauern in Schwaben, am Schwarzwald, Ver-
suche gemacht, sich gegen den schweren Druck des Adels aufzulehnen.
Jetzt vermischten sie, von der Predigt des Evangeliums berührt, die p er-
sönlichen Rechte und Freiheiten von Abgaben mit der geistlichen
Freiheit aller Kinder Gottes, und wollten die Gleichheit aller Men-
schen vor Gott zu einer Gleichheit aller Menschen unter einan-
der umkehren. Waren jene deutschen Bauern bei aller ihrer Wild-
heit auch nur Lämmer gegen die zügellosen Rotten der späteren fran-
zösischen Revolutionsmänner, waren sie auch wirklich mit religiöser
Scheu vor Gottes Wort und Gottes Ordnung erfüllt, so erwies sich
doch ihr Aufstand sofort als höchst gefährlich. Vom Schwarzwald
und Bodensee heranziehend, hatten sie in Kurzem ganz Schwaben in
ihrer Gewalt, erfüllten den Elsaß, den Odenwald und Franken, bis
nach Tyrol, Salzburg und Wien erstreckten sich ihre Verbindungen.
Und nun vollends in Thüringen. Da hatte sich der fanatische Tho-
mas Münzer an die Spitze gestellt, und predigte den alten Wahn
der Taboriten: man müsse alle Kanaaniter und Philister umbringen,
daß nur das reine Israel Gottes übrig bleibe. Ueber solche Gefahr
und Verkehrtheit erschrak Jedermann. Gar Viele, die bisher der Re-
formation sehr geneigt gewesen waren, gingen jetzt hinter sich. Denn
nichts Anderes glaubten sie in diesem wilden Getümmel zu sehen, als
die Wirkung von Lut he r's Predigt. Da war es vergebens, daß Luther
selbst sich mit der einschneidendsten Entschiedenheit, mit aller Kraft seines
begeisterten Wesens dem Ungestüm der trotzigen Bauern und Schwär-
mer entgegenwarf. Es war vergebens, daß entschieden evangelische
Fürsten, wie Landgraf Philipp von Hessen und Kurfürst Johann
von Sachsen (seit 1525 Friedrich's Nachfolger), sich an die Spitze der
Heere stellten, welche endlich den wüsten Aufruhr niederschlugen.
Papst, Kaiser und der ganze Schwarm der Bauchpfaffen und der
Nachbeter setzten alle den unsäglichen Jammer und Schaden, den die-
ser Bauernkrieg angerichtet, auf Luther'ö Rechnung. Der Bund der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Jedermann Philipp_von_Hessen Philipp Kurfürst_Johann
von_Sachsen Johann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schwaben Schwarzwald Gottes Gottes Gottes Schwaben Elsaß Odenwald Tyrol Salzburg Wien Thüringen Israel_Gottes
Xxiv. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland. 520
Da kamen (1583) auf den Hülferuf des Papstes die Herzoge von
Bayern, die Spanier, sammt dem Kaiser herbei. Durch Heeresmacht
wurde Gebhard Truchseß aus seinem Lande verjagt, ein bayeri-
scher Prinz in seine Stelle gesetzt. Westphalen und Franken
wurden nun erst recht wieder katholisch.
Mit Klugheit, in unscheinbarem friedlichen Gewände hatten sich
die Jesuiten eingeschlichen, mit roher Gewalt und rücksichtsloser Härte
fingen sie jetzt an zu herrschen. Wohl hatten sie Etliche und Viele, auch
von den Angesehensten aus dem Volk, für die katholische Lehre wieder-
gewonnen, aber nimmermehr würde es ihnen gelungen sein, die ge-
sammte Volksmasse Bayerns oder der Rheinlande oder Westphalens
gänzlich und vollständig zum Katholicismus zurückzubringen, wenn sie
nicht schnell ihre Lämmerkleidung abgelegt und sich in ihrer wahren
Natur als Füchse, Wölfe und Hyänen gezeigt hätten. Denn nicht
durch Predigt und Katechismus, nicht durch Schulunterricht und Beichte ist
die Hälfte Deutschlands dem Protestantismus wieder abgewonnen, son-
dern durch Gewalt. Die Jesuiten steckten sich hinter die Fürsten.
Der Herzog von Bayern hatte den Anfang gemacht. Da hieß es:
entweder aus dem Lande, von Amt und Brod, von Haus und Hof —
oder zur Messe, zum Rosenkranz, zu den Heiligenbildern zurück und
dem Papste Treue geschworen. Mochte dann auch das Land, die
Städte ihre besten Einwohner verlieren, mochte Handel und Gewerbe
darniederliegen — solcher Schade heilte mit der Zeit wieder aus und
das nachwachsende Geschlecht ward echt römisch. So machte es der
Kurfürst von Trier. Der ganze Adel, fast alle Städte waren evan-
gelisch. Mit Waffengewalt sprengte er die verschlossenen Thore seiner
Hauptstadt und jagte Alles hinaus, was nicht willig und vollständig
das Bekenntniß seines Fürsten wieder annahm. Mit diesem Entschluß
bestieg Prinz Ernst von Bayern den Kurfürstenstuhl zu Köln, nach-
dem das Unternehmen seines Vorgängers, des Gebhard Truchseß,
so gänzlich gescheitert war. Fast sein ganzes Land war evangelisch.
Aber durch fremde (spanische) Kriegsmacht ward es unterworfen, und
unter der Wucht dieser fremden Söldnerhausen mußten Adel und
Städte, Eapitel und Universität, Beamte und Bauern sich beugen.
Welch eine Eroberung, welch ein Gebiet ging hier dem Protestantis-
mus verloren! Wo waren doch die protestantischen Fürsten, daß sie hier
nicht zu Hülse eilten? Ihre Länder wurden von den Flüchtlingen, den
ausgetriebenen Protestanten aus den Nachbarländern, überschwemmt,
und fast Keiner von ihnen regte Hand und Fuß, um den beschworenen
Verträgen Geltung zu verschaffen? War es denn nicht im augsbur-
ger Religionsfrieden ausgemacht, daß die protestantischen Unterthanen
das Recht haben sollten, ungefährdet auch unter katholischen Landes-
fürsten zu wohnen? Da zeigte sich recht die große Schwäche des Pro-
testantismus und die Stärke der katholischen Kirche. Der letztern Stolz ist
Einheit, die Klage der erstern ist Zerrissenheit. Sie hat kein
irdisches Haupt mehr außer den einzelnen Fürsten, und die einzelnen
v. Rohden, Leitfaden. 34
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Gebhard_Truchseß Brod Ernst_von_Bayern Ernst Gebhard_Truchseß
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Bayerns Rheinlande Westphalens Deutschlands Trier
Xix. 8. 5. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche. Zzz
und Mosellanden die deutsche Schweiz, Schwaben, Bayern, Thüringen
und die hessischen Lande umfaßte. Zn dem westlichen Theile des
Frankenreichs, welches wieder in drei Theile zersiel (Burgund, das
frühere gallische Westgothenreich oder Aquitanien, und das nörd-
lichefrankreich mit Belgien oder Neustrien), hatte Bonifa cius keine
besondere geistliche Wirksamkeit. Er versuchte es zwar auch, die neustri-
schen Bischöfe der festen römischen Ordnung und dem Gehorsam des
Papstes zu unterwerfen. Aber damit scheiterte er völlig. Diese zucht-
losen Menschen, meist ehemalige Kriegsleute und Beamte, die für ihre
Dienste in Krieg und Frieden von den fränkischen Herrschern mit einer
Pfründe und Bischofsmütze belohnt wurden, hatten nicht den mindesten
Sinn für eine geistliche Führung ihres Amtes oder für festere Grün-
dung der Kirche. Und die Herrscher waren eben so gesinnt. Boni-
sacius hatte seine liebe Noch mit ihnen und konnte kaum den nöthi-
gen äußerlichen Schutz von ihnen erlangen. Wer waren aber diese
Herrscher? Nicht mehr die Merov inger. Die waren an ihren Sün-
den und Greueln zu Grunde gegangen. Todt und verfault bei leben-
digem Leibe, trugen sie zwar noch die Krone und den Königsnamen,
aber Macht und Gewalt waren schon längst auf ein anderes kräftigeres
Geschlecht übergegangen, auf die später sogenannten Karolinger.
Wie bei den verrotteten Khalifen der später» Zeit die ganze Staats-
leitung allmälig in die Hände ihrer seldschuckischen Vezire oder Emire
kam (Emir al Omra), so bei den entnervten Merovingern in die Hände
ihrer Hausmeier. Ueber jeden der verschiedenen Theile der Monarchie,
über Austrasten, Neustrien, Burgund und Aquitanien waren besondere
Hausmeier (Statthalter, Bicekönige) gesetzt, und da diese ganz unab-
hängig herrschten, sich um den König nicht kümmerten, auch nicht mal
mehr von ihm sich absetzen und einsetzen ließen, so sah es ganz darnach
aus, als ob das mächtige Frankenreich in 4 kleine Königreiche zerstückelt
werden sollte. Da war zuerst (628) der mächtige Hausmeier von
Austrasten, Pipin von Landen, hervorgetreten, hatte die Hausmeier
von Burgund und Neustrien beseitigt und die Herrschaft in den ge-
nannten Landestheilen an sich allein gerissen *). Auf diesem Wege
gingen seine Nachkommen fort. Sein Enkel, Pipin von Heristall,
machte sich durch die Schlacht bei Testri (687), wo er die aufrühreri-
schen Neustrier besiegte, zum Herzog und Fürst der Franken, zum erb-
lichen Hausmeier in Austrasten, Neustrien und Burgund. So kam
.ein deutsch-fränkisches Heldengeschlecht der untergehenden römisch-
fränkischen Königsfamilie der Merovinger zu Hülfe und rettete wenig-
stens den Staat, da das Königshaus nicht zu retten war. Denn schon
nahte die furchtbare Gefahr von Süden her. Aus Spanien brachen
die Schaaren Mo h am e d's hervor, und welcher Merovinger, welcher ver-
einzelte Statthalter hätte vermocht, ihnen die Spitze zu bieten? Aber
Karl Martell, Pipin's großer Sohn, vermochte es. Durch den
) Aquitanien war einer Nebenlinie des Königshauses zugefallen und ein
besonderes Herzogthum unter fränkischer Oberhoheit geworden (seit 630).
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Bonifa Pipin_von_Heristall Karl_Martell Karl
Xix. §. 9. Karl der Große und die Bayern und Avaren. 341
heiligten Kömgsring (Residenz) der Avaren bahnte das Schwert der
Sieger sich den Weg. Eine Niederlage folgte der andern. Der
Chakan mußte Karl als seinem Oberherrn huldigen, und da er sich
wieder empören wollte, ging sein ganzes Reich zu Grunde. Karl's
Scepter herrschte bis tief in Ungarns Ebenen hinein, und so weit es
reichte, wurden überall die altverlassenen Christenkirchen und Bischofs-
sitze an der Donau wiederhergestellt. Auch in diesen neueroberten
Landern gründete Karl seine Marken, die Steyermark, die Ostmark,
Mark Kärnthen und Kram, verpflanzte fränkische Ansiedler in das
entvölkerte Land und sorgte für den christlichen Unterricht der heidni-
schen Bevölkerung, Slaven nicht minder als Avaren. Bischof Arno
von Salzburg leitete mit großem Eifer und Tüchtigkeit diese Mission
in den österreichischen Ländern, und um dem ganzen Missionswerk in
den neugewonnenen Bezirken mehr Nachdruck und Einheit zu geben,
wurde Arno zum Erzbischof von Salzburg erhoben und die neu
errichteten Bischofsitze an der Donau unter seine Aufsicht gestellt.
Doch blieb er selbst auch fernerhin dem Primas von Mainz unter-
geordnet.
Zugleich mit dem Avarenreiche wurde auch dem Herzogthum
Bayern ein Ende gemacht. Es war das noch das letzte von den
halbunabhängigen großen Herzogtümern, welche sich unter die Ober-
hoheit des gewaltigen Frankenreichs hatten beugen müssen. Früher
bestand noch daneben das Herzogthum Aleinannien (Schwaben)
und außer dem bretagnischen Herzogthum auch noch Aquitanien.
Wir sahen schon, wie Pipin und Karl diesem letzter« Besitzthum
einer Nebenlinie des merovingischen Königshauses ein Ende gemacht
haben. Auch das Herzogthum Aleinannien hatte Pipin aufge-
hoben. In Aleinannien und in Bayern hatten nämlich von Alters
her an der Spitze des Stammes Fürsten oder Herzoge aus dem altcin-
heimischen Adel gestanden. Den merovingischen Königen, die gleichfalls
aus altem germanischen Adel hervorgegangen waren, hatten sie sich
willig unterworfen. Nicht aber den Hausmeiern, die von Geburt ge-
ringer waren als sie. Wurden sie auch durch Waffengewalt überwäl-
tigt, so blieb doch der Groll in den Gemüthern und die Neigung
zur Empörung trat immer neu wieder hervor. Das war es, was schon
unter Pipin's Regierung die Zertrümmerung des alemannischen Her-
zogthums veranlaßte und jetzt auch Karl nöthigte, das bayerische Her-
zogthum gänzlich aufzuheben. Er hatte schon einmal dem Herzog
Thassilo seinen Ungehorsam und Ausstandsversuch verziehen. Aber
da er auf's Neue eine verrätherische Verbindung mit den Avaren schloß
und sich der Oberherrlichkeit des Frankenkönigs zu entziehen suchte, so
machte Karl mit seiner gewöhnlichen Schnelligkeit und Energie diesem
Spiel ein Ende, verwies den Thassilo mit seiner Familie in's Klo-
ster, und brachte auch Bayern unter den eisernen Verwaltungsmecha-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Arno
von_Salzburg Arno Karl Karl Karl Karl Thassilo Karl Karl Thassilo
Xix. §. 2. Irische Heidellboten und ihre Klöster. 325
fee, an der obern Donau ein neues kräftiges Christenleben, und die
heidnischen Götzen und Heiligthümer stürzten dahin. Etwas später
kam aus Irland auch der werthe Märtyrer Kilian nach dem Main,
nach Würzburg, wo er um der Wahrheit willen den Tod erlitt. Wie
gesegnet ihr Vorgang und Beispiel auf die fränkische Kirche zurück-
wirkte, zeigt die Schaar fränkischer Priester und Bischöfe, die sich jetzt
gleichfalls aufmachten und in dasselbe Missionsfeld eintraten, z. B. der
Bischof Emmeram von Poitiers, der in Regensburg erschlagen
wurde, Bischof Rupert von Worms, der, als ihn ein gottloser Haufe
aus seinem Bisthum verjagte, nach Salzburg wanderte, die ganze
Umgegend vom Götzendienst reinigte und überall christliche Kirchen
und Klöster errichtete. Endlich Corbinian von Chartres, der von
Freisingen aus ganz Tirol der christlichen Kirche wiedergewann. Da
lebten alle die alten durch die Völkerwanderung zerstörten christlichen Kir-
chen und Bisthümer wieder auf, und Alemannien, Bayern und Salz-
burg sammt den deutschen Alpenländern wurden auf's Neue der christ-
lichen Kirche einverleibt.
Diese ganze irische Mission, sowie auch die spätere angelsächsische,
ruhte wesentlich auf der Einrichtung der Klöster, von denen wir des-
halb noch etliche Notizen beifügen. Von dem Morgenlande, wo es
zuerst entstand, war das Klosterleben im 4. und 5. Jahrhundert nach
dem Abendlande hinübergedrungen und hatte dort eine durchgreifende
Umgestaltung, eine segensreiche Erneuerung erfahren. Das thatkräf-
tigere Geschlecht der westlichen Länder konnte sich nicht mit dem Ge-
danken befreunden, in der müßigen Abgeschiedenheit klösterlicher Mauern
nur selbsterwählten, religiösen Uebungen obzuliegen, oder sich mit
schwärmerischen Betrachtungen und spitzfindigen Fragen zu beschäftigen.
Aber es erkannte bald den großen Vortheil wohlgesicherter christlicher
Anstalten, von denen aus eine Menge in geistlicher Zucht wohlgeübter
Männer und Frauen in helfender, berathender, belehrender Weise weit-
hin auf die Umgebung einwirken könnte. So blieben die Klöster des
Abendlandes keineswegs nur die tröstlichen Zufluchtsstätten für
fromme und bußfertige Seelen, die, des Weltlebens müde, in klöster-
licher Zurückgezogenheit die Ruhe und den Frieden ihres Herzens wie-
dergewinnen oder bewahren wollten. Sie wurden schnell auch Schulen
und Bildungsstätten nicht bloß künftiger Geistlichen, sondern des jüngern
Heranwachsenden Geschlechtes, sie wurden die Armenanstalten, die Kran-
kenhäuser, die Zufluchtsstätten für alle Nothleidenden, die Bergungs-
orte für Verfolgte und Obdachlose, die Raths- und Gerichtshäuser für
alle Christen, welche frommen und unparteiischen Rath und Entschei-
dung in geistlichen und bürgerlichen Angelegenheiten suchten. So war
es nicht bloß in Italien und den südlichen Ländern, so war es auch
in dem nördlicher gelegenen Irland. Zur Zeit, als die heidnischen
Angelsachsen in Britannien die Kirchen zerstörten und Tausende von
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]